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Übungen für akute Trauerbewältigung

Linderung bei überwältigenden Gefühlen

Trauer kann in intensiven Wellen kommen, die uns überwältigen und hilflos fühlen lassen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, dich mit deiner Trauer und den dazugehörigen Gefühlen auseinanderzusetzen, manchmal sind diese aber schlichtweg zu viel und kaum aushaltbar. Deswegen möchte ich dir heute ein paar einfache Übungen an die Hand geben, die dir Erleichterung verschaffen können. Da wir alle unterschiedlich sind, habe ich diese Übungen bewusst Übungen ausgewählt, die unterschiedliche Mechanismen zur Bewältigung von akuten Gefühlen ansprechen.

Deine Sinne – Die 54321-Übung

In akuten Trauermomenten kann die 54321-Übung schnelle Linderung verschaffen, indem sie dich von intensiven Emotionen ablenkt. Du nutzt deine Sinne, um den Moment bewusst wahrzunehmen und dich in das Hier und Jetzt zu bringen. So funktioniert sie:

5 Dinge sehen: Schaue dich um und benenne fünf Dinge, die du siehst. Das können Gegenstände, Farben oder Formen sein. 

4 Dinge fühlen: Konzentriere dich auf vier Dinge, die du berühren kannst, wie die Textur deiner Kleidung oder den Stuhl, auf dem du sitzt.

3 Dinge hören: Achte auf drei Geräusche um dich herum, wie das Rauschen des Windes oder Stimmen in der Ferne.

2 Dinge riechen: Nimm zwei Gerüche wahr, sei es die Luft oder ein vertrauter Duft. Hier kannst du dir ein ätherisches Öl bereithalten, oder am Kaffee oder einem Duschbad riechen.

1 Sache schmecken: Konzentriere dich auf einen Geschmack in deinem Mund oder nimm einen Schluck Wasser.

Dein Atem – Die 4-7-8 Atemübung

Wenn uns Gefühle überwältigen, halten wir häufig die Luft an, atmen zu schnell oder unregelmäßig, was den Stress und die Anspannung im Körper noch verstärkt. Diese Übung ist eine einfache, aber wirkungsvolle Technik, um das Nervensystem zu beruhigen und den Körper in einen entspannten Zustand zu versetzen.

Setze dich dafür bequem hin und atme tief durch die Nase ein, während du bis 4 zählst. 

Halte den Atem für 7 Sekunden an. 

Anschließend atme langsam durch den Mund aus, während du bis 8 zählst. 

Wiederhole dies mindestens viermal.

Den Körper beruhigen – Butterfly Hug

Der Butterfly Hug ist eine sanfte und wirksame Technik aus der Traumatherapie, die in akuten Stressmomenten den Körper beruhigt und dir hilft, dich sicherer zu fühlen. Sie aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers, fördert Entspannung und stärkt das Gefühl von Geborgenheit in belastenden Momenten.

Setze dich hierfür bequem hin und verschränke die Arme vor der Brust, sodass deine Hände auf den gegenüberliegenden Schultern oder Oberarmen ruhen. 

Beginne abwechselnd, mit den Händen sanft auf deine Schultern zu klopfen. 

Atme dabei ruhig und gleichmäßig, während du dich auf die Bewegung und das sanfte Klopfen konzentrierst. 

Klopfe für einige Minuten, bis du merkst, dass sich dein Körper und deine Gefühle beruhigen.

Trauer abfließen lassen – Eine Vorstellung zur inneren Linderung

Diese Visualisierung ermöglicht es, die Emotionen sanft abfließen zu lassen und innere Erleichterung zu erfahren.

Setz dich an einen ruhigen Ort und schließe die Augen. Atme tief ein und aus. 

Stelle dir vor, dass deine Trauer wie Wasser in deinem Körper fließt, vielleicht schwer und dunkel. 

Visualisiere nun, dass dieses Wasser langsam durch deine Füße in den Boden abfließt. Mit jedem Ausatmen verlässt ein Teil der Trauer deinen Körper und fließt in die Erde, wo sie sicher aufgenommen wird. 

Spüre, wie du leichter wirst, während die Trauer abfließt. Du musst nichts festhalten. Atme ruhig weiter, bis du merkst, dass sich ein Gefühl der Leichtigkeit oder des Friedens einstellt.

Abschließend möchte ich noch betonen, dass deine Gefühle nicht deine Feinde sind. Du darfst traurig sein – deine Trauer und deine Schmerzen sind ein Zeichen deiner Liebe. 

Über Julia

Julia ist eine einfühlsame Expertin, die Menschen in ihrer Trauer- und Trauma-Verarbeitung begleitet. Mit ihrer persönlichen Erfahrung als verwaiste Mutter kennt sie die Herausforderungen, die nach dem Verlust eines Kindes entstehen können.

Sie bietet systemische Beratung und Trauerbegleitung und Trauma-Transformation (z.B. mit EMDR) an, um individuelle Lösungswege in emotionalen Krisen zu finden. Julia schafft online und in Berlin einen geschützten Raum, in dem Trauer und Wachstum gemeinsam stattfinden können. Auf ihrer Website (https://juliagohlke.com) kannst du mehr über ihre Angebote erfahren.

Titelbild: Pexels/Kelvin Valerio

Abschied nehmen

Wie Trauerfeiern helfen können

Abschied nehmen gehört zu den schwersten Momenten im Leben. Ob nach einem langen, erfüllten Leben oder einem unerwarteten Verlust, der Schmerz ist oft überwältigend. In solchen schwierigen Momenten ist es wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem Trauer und Erinnerungen ihren Platz finden dürfen. Eine individuell gestaltete Trauerrede kann genau diesen Raum eröffnen – sie verbindet das Unsagbare mit einfühlsamen Worten und schafft eine Brücke zwischen Herz und Verstand. In diesem Artikel geht es darum, wie Trauerreden helfen können und warum ein freier Redner eine wertvolle Unterstützung bietet.

Der Abschied

Abschied nehmen ist ein zutiefst bedeutender Moment im Trauerprozess. Es ist die Zeit, in der die Realität des Verlustes spürbar wird und die Gefühle der Hinterbliebenen ihren Raum finden dürfen. Eine liebevoll gestaltete Trauerfeier gibt diesen Emotionen den notwendigen Ausdruck und schafft einen geschützten Rahmen, in dem die Erinnerungen an den Verstorbenen geteilt und geehrt werden können. Der Abschied wird so zu einem bewussten und heilenden Akt, der den Trauernden hilft, den Schmerz zu verarbeiten und sich dem Verlust auf achtsame Weise zu nähern. Eine liebevoll gestaltete Trauerfeier kann den Trauerprozess auf vielfältige Weise begleiten und erleichtern:

Erinnerungen teilen und bewahren

Eine Trauerfeier bietet eine einzigartige Möglichkeit, das Leben des Verstorbenen in den Mittelpunkt zu stellen. Erinnerungen werden lebendig, besondere Momente werden hervorgehoben und der Verstorbene wird in seiner Einzigartigkeit gewürdigt. Diese Erinnerungen sind nicht nur tröstend, sondern auch wichtig, um den Verlust zu verarbeiten. Sie bieten den Hinterbliebenen einen Anker in Zeiten der Trauer.

Gefühle ausdrücken

Manchmal fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden, um die eigenen Gefühle auszudrücken. Ein guter Freier Redner hilft dabei. Er oder sie kann die Emotionen der Trauernden einfühlsam in Worte fassen und schafft es, das Unaussprechliche auszudrücken. Eine Trauerrede gibt diesen Gefühlen einen Rahmen und macht sie für alle Anwesenden greifbar.

Gemeinschaft und Unterstützung erfahren

Die Trauerfeier ist ein Moment der Zusammenkunft, in dem die Gemeinschaft der Trauernden spürbar wird. Sie bietet die Möglichkeit, sich gegenseitig Halt zu geben und den Verlust gemeinsam zu bewältigen. Durch das bewusste Gestalten der Feier wird die Verbundenheit unter den Anwesenden gestärkt und das Bewusstsein geschaffen, dass niemand in seiner Trauer allein ist. Die Feier wird so zu einem Ort des Trostes und der Unterstützung.

Der Freie Redner – einfühlsame Begleitung in schweren Zeiten

In der Gestaltung einer Trauerfeier kommt dem Freien Redner eine besondere Rolle zu. Er ist es, der die Wünsche und Bedürfnisse der Hinterbliebenen aufgreift und in eine Zeremonie übersetzt, die sowohl den Verstorbenen würdigt, als auch den Trauernden Trost spendet. Mit seiner Erfahrung und seinem Einfühlungsvermögen gibt der Freie Redner der Trauerfeier eine persönliche Note und sorgt dafür, dass der Abschied so individuell und bedeutungsvoll wie das Leben selbst wird.

Individualität und Persönlichkeit in der Trauerrede bzw. Trauerfeier

Eine Trauerfeier gewinnt besonders an Bedeutung, wenn sie die Individualität des Verstorbenen widerspiegelt. Der Freie Redner gestaltet die Feier so, dass sie die einzigartigen Eigenschaften und das Leben des Verstorbenen widerspiegelt. Durch persönliche Gespräche und detaillierte Erkundung der Lebensgeschichte wird die Zeremonie zu einem authentischen Ausdruck des Menschen, den wir verabschieden. Diese persönliche Note hilft den Trauernden, sich auf eine Weise zu verabschieden, die dem Verstorbenen gerecht wird und ihnen Trost spendet.

Einfühlungsvermögen und Erfahrung

Ein Freier Redner bringt sowohl Einfühlungsvermögen als auch Erfahrung in die Gestaltung der Trauerfeier ein. Durch tiefes Zuhören und sensitives Nachspüren der Gefühle der Hinterbliebenen wird sichergestellt, dass die Trauerfeier den richtigen Ton trifft. Die Erfahrung ermöglicht es dem Freien Redner, die unterschiedlichen Emotionen der Anwesenden aufzunehmen und in eine Rede zu integrieren, die sowohl Trost spendet, als auch die Persönlichkeit des Verstorbenen angemessen würdigt.

Flexibilität in der Gestaltung der Trauerfeier

Die Flexibilität eines Freien Redners bei der Gestaltung der Trauerfeier ist ein großer Vorteil. Ob eine traditionelle Zeremonie, eine Feier im kleinen Kreis oder eine unkonventionelle Abschiedsfeier – der Freie Redner kann die Feier ganz nach den Wünschen der Trauernden gestalten. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht es, eine Zeremonie zu schaffen, die sowohl den Charakter des Verstorbenen als auch die Bedürfnisse und Vorlieben der Familie widerspiegelt. So wird jeder Abschied zu einem persönlichen und bedeutungsvollen Ereignis.

Warum eine gute Trauerfeier wichtig ist

Eine gut gestaltete Trauerfeier ist mehr als nur ein formeller Abschied. Sie bietet den Anwesenden die Möglichkeit, sich gemeinsam an den Verstorbenen zu erinnern und den Verlust auf eine Weise zu verarbeiten, die sowohl würdevoll als auch tröstlich ist. Eine solche Feier gibt den Trauernden Raum, um ihre Gefühle auszudrücken und unterstützt sie auf ihrem Weg durch die Trauer. Sie bietet einen Moment des Innehaltens, der es ermöglicht, den Verstorbenen in einem positiven Licht zu ehren und sich gemeinsam der Trauer zu stellen.

Wie du den richtigen Freien Redner findest

Die Wahl des richtigen Freien Redners ist entscheidend für die Gestaltung einer gelungenen Trauerrede. Hier sind einige Tipps, die dir bei der Auswahl helfen können:

Achte darauf, einen Redner zu wählen, der Erfahrung in der Gestaltung von Trauerfeiern hat. Oft kannst du Referenzen einholen oder Bewertungen lesen, um sicherzustellen, dass der Redner einfühlsam und professionell arbeitet. Auch Bestatter können hier wertvolle Unterstützung bieten, indem sie Empfehlungen aussprechen oder Kontakte zu erfahrenen Rednern vermitteln.

Zusätzlich ist es wichtig, sich über die Arbeitsweise des Redners zu informieren. Unterschiedliche Redner haben unterschiedliche Ansätze und es ist entscheidend, denjenigen zu finden, dessen Stil am besten zu den Wünschen der Familie passt. Einige Redner legen den Fokus auf den Lebenslauf des Verstorbenen und bieten eine umfassende Darstellung der Stationen im Leben des Verstorbenen. Andere konzentrieren sich auf die letzten Jahre und reflektieren darüber, was diese Zeit für den Verstorbenen und seine Angehörigen bedeutete. Es gibt auch Redner, die einen philosophischen Ansatz wählen und über Leben und Tod im Allgemeinen nachdenken, um tiefere Einsichten und Trost zu bieten. Schließlich gibt es Redner, die besonders auf persönliche Geschichten und Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen eingehen, um die Persönlichkeit und das Erbe des Verstorbenen auf eine sehr persönliche Weise zu ehren.

Persönliches Gespräch

Ein persönliches Gespräch mit dem Freien Redner ist wichtig. So kannst du sicherstellen, dass der Redner deine Vorstellungen versteht und in der Lage ist, eine Rede zu schreiben, die den Verstorbenen angemessen ehrt. Es ist ebenso wichtig, dass du dich mit dem Redner wohlfühlst, denn eine vertrauensvolle und herzliche Beziehung erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern hilft dir durch den Trauerprozess.

Flexibilität und Einfühlungsvermögen

Wähle einen Redner, der flexibel auf deine Wünsche eingeht und Einfühlungsvermögen zeigt. Es ist wichtig, dass der Redner in der Lage ist, die Rede und Rituale an die individuellen Bedürfnisse und Emotionen der Trauernden anzupassen.

Fazit

Der Abschied von einem geliebten Menschen ist eine der schwersten Herausforderungen im Leben. Eine gut durchgeführte Trauerfeier kann in dieser schweren Zeit Trost spenden und den Trauernden helfen, den Verlust zu verarbeiten. Ein Freier Redner bietet die Flexibilität und das Einfühlungsvermögen, das notwendig ist, um eine Abschiedszeremonie individuell und würdevoll zu gestalten. Mit seiner Unterstützung wird der Abschied zu einem Moment des Gedenkens und der gemeinsamen Trauer, der den Schmerz ein wenig erträglicher macht.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Wie lange dauert eine typische Trauerfeier?

Eine Trauerfeier dauert in der Regel zwischen 25 und 40 Minuten, abhängig von der Lebensgeschichte des Verstorbenen und den Wünschen der Familie.

Ist eine Trauerrede immer religiös?

Nein, Trauerreden können sowohl religiös als auch weltlich sein. Ein Freier Redner bietet die Möglichkeit, eine völlig individuelle und nicht-religiöse Rede zu gestalten.

Was kostet ein freier Redner für eine Trauerrede?

Die Kosten variieren je nach Erfahrung und Region, liegen aber meist zwischen 300 und 600 Euro.

Freier Redner Andreas Scheibel

Andreas Schreibel ist ein erfahrener Freier Redner, der mit großer Sensibilität und Hingabe Trauerfeiern gestaltet. Er versteht sich als „Schatzsucher“, der die bewegendsten Momente des Lebens des Verstorbenen aufspürt und sie in der Zeremonie lebendig werden lässt. Durch einfühlsame Gespräche erkundet er die einzigartigen Facetten des Verstorbenen und findet Worte, die sowohl die Tiefe der Trauer widerspiegeln als auch die besonderen Erinnerungen ehren. Seine Herangehensweise zielt darauf ab, den Trauergemeinden einen Raum zu bieten, in dem trotz des Abschiedsschmerzes Momente des Schmunzelns und der positiven Erinnerungen möglich sind. „Es ist für mich ein großes Privileg, diesen wertvollen Beruf ausüben zu dürfen“, sagt Andreas mit einem ehrlichen Lächeln und startet mit den Vorbereitungen für die nächste Lebensfeier.

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Titelbild: Pexels/RDNE Stock project

Sterben in Deutschland ist teuer

Eine Sozialbestattung kann Erleichterung bringen

Wenn eine nahestehende Person verstirbt, ist das meist der Anfang eines langen Trauerprozesses. Gehört man zu den direkten Angehörigen der verstorbenen Person, fällt zudem die Bestattungspflicht zu Lasten.

Einen Menschen in Deutschland bestatten zu lassen ist teuer. Meist belaufen sich die Kosten auf mehrere tausend Euro. Ein Teil der Bevölkerung besitzt solche Ersparnisse nicht. Für all diese Menschen besteht die Möglichkeit einer Sozialbestattung. Wie die aussieht und wie sie bewilligt wird, erklären wir hier.

Was wird bei einer Sozialbestattung übernommen?

Eine Sozialbestattung ist eine Bestattung, die das zuständige Sozialamt bezahlt. Den Antrag kann nur eine bestattungspflichtige Person (Ehepartner, Kinder, Eltern und Geschwister und Co.) einreichen. Das Sozialamt übernimmt die Kosten, wenn das Vermögen der Angehörigen und das Erbe der verstorbenen Person nicht ausreichen, um eine Bestattung zu finanzieren. Die Kostenübernahme enthält folgenden Umfang: die Kosten der Friedhofsgebühren, einen Sarg, die Ausstellung des Totenscheins sowie die Bezahlung des Bestatters. Wenn die Friedhofssatzung einen Grabstein vorsieht, wird auch der bezahlt. Bei einer Feuerbestattung wird zusätzlich die Einäscherung und eine Urne finanziert. Minimale Dekorierung wie eine Deckengarnitur oder die Verpflichtung eines Trauerredners oder eine Trauerrednerin werden als notwendige Kosten gezählt. Andere Bestattungsarten als die Erd- und Feuerbestattung sind möglich, solange sich die Preise im ähnlichen Rahmen wie die Beisetzung im Friedhof bewegen. Falls die verstorbene Person eine Bestattungsverfügung geschrieben hat, müssen die Wünsche bei der Bestattung – soweit es die Kosten zulassen – berücksichtigt werden.

Wie stellt man einen Antrag auf eine Sozialbestattung?

Nur bestattungspflichtige Personen können beim Sozialamt einen Antrag für eine Sozialbestattung stellen. Die Antragstellung kann vor, während oder nach der Bestattung stattfinden. Es ist nicht notwendig, dass die verstorbene Person oder die Angehörigen Arbeitslosengeld || oder andere Sozialleistungen im Vorhinein bezogen haben. Einzig die aktuelle wirtschaftliche Situation und die Höhe des Erbes sind für eine Kostenübernahme ausschlaggebend. Für die Prüfung der finanziellen Umstände werden folgende Dokumente von allen bestattungspflichtigen Personen benötigt: Kontoauszüge der letzten drei Monate, Nachweise von Sparbüchern, Aktien, Depots und Lebensversicherungen sowie der letzten Mietanpassung und der Haftpflichtversicherung. Die notwendigen Formulare lassen sich über die Website des Sozialamts herunterladen. Von der verstorbenen Person müssen die Sterbeurkunde, die Kontoauszüge der letzten drei Monate, Kopien von abgeschlossenen Versicherungen und die Bewertung des Erbes vorgelegt werden. Beim Antrag vor der durchgeführten Bestattung empfiehlt es sich, die Kostenvoranschläge von verschiedenen Bestattungsinstituten beizufügen. Rechnungen von bereits stattgefundenen Bestattung müssen hinzugefügt werden. Wenn diese den finanziellen Rahmen einer Sozialbestattung übersteigen, wird nur ein Teil der Kosten übernommen. Bei einer solchen Situation oder sogar der kompletten Ablehnung des Antrags kann meist beim beauftragten Bestattungsinstitut eine Ratenzahlung vereinbart werden. 

Was passiert, wenn es keine Angehörigen gibt?

Das Gesundheitsamt übernimmt die Bestattung einer verstorbenen Person, wenn keine bestattungspflichtigen Angehörigen auffindbar sind. Ein solcher Tod wird dem Gesundheitsamt meist von der Polizei, Krankenhaus oder anderen Einrichtungen gemeldet. Doch auch wenn es Angehörige gibt, kann das Gesundheitsamt die Bestattung übernehmen. Dieser Fall tritt ein, wenn sich die Angehörigen nicht oder nicht rechtzeitig um die Bestattung kümmern können. Die Kosten müssen sie aber trotzdem tragen. Das Gleiche gilt, wenn erst nach der Beerdigung Angehörige ausfindig gemacht werden konnten. 

Meine Asche soll ins Meer

Was ist bei der Bestattung möglich, was ist erlaubt und was ist verboten?

Einen würdigen Ort für die letzte Ruhe zu finden, ist für Personen, die sich mit dem eigenen Tod beschäftigen und den Angehörigen Verstorbener von besonderer Bedeutung. Obwohl vor allem in amerikanischen Filmen häufig nur die Bestattung in einem Sarg gezeigt wird, gibt es noch viele andere Möglichkeiten. 

Erdbestattung

In Deutschland können Verstorbenen auf fünf verschiedene und legale Arten beerdigt werden. Bei der klassischen Erdbestattung wird der Sarg in die Erde eines Friedhofs eingelassen. Dabei kann zwischen einem Wahl- oder Reihengrab gewählt werden. Ein Reihengrab wird, wie der Name andeutet, der Reihe nach vergeben. Das führt dazu, dass man nicht den Ort und die Größe des Grabes bestimmen kann. Dementsprechend können manche Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt sein. Die einmalige Liegezeit beträgt zwischen 15 und 30 Jahren. Beim Wahlgrab hingegen können die Stelle und die Größe des Grabes selbst bestimmt werden. Das Grab kann vielfältig gestaltet sowie die Liegezeit verlängert werden. Das Wahlgrab mit seinen Gestaltungsmöglichkeiten ist teurer als ein Reihengrab. Die Gesamtkosten für eine Erdbestattung liegen meist zwischen 4.000 Euro und 10.000 Euro. Wichtig zu beachten: Beerdigungen müssen bei einer Erdbestattung frühestens 48 Stunden nach dem Tod und spätestens acht Tage danach stattfinden. Ausnahmen können beim Ordnungsamt beantragt werden. 

Feuerbestattung

Die Feuerbestattung, also Einäscherung der verstorbenen Person, ist die zweitbeliebteste Bestattungsform in Deutschland. In Großstädten nimmt sie sogar die Hälfte aller Bestattungen ein. Bevor der Körper verbrannt wird, gibt es zwei Tage vorher die Möglichkeit einer Leichenschau. Auch bei einer Feuerbestattung muss es einen Sarg geben, denn in diesem wird die verstorbene Person bei 850 Grad Celsius verbrannt. Nach der Einäscherung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Die Asche kann in einer Urne im Friedhof beigesetzt werden. Auch dort gibt es die Wahl zwischen einem Reihen- oder Wahlgrab. Zudem gibt es die Option, die Urne in einem Kolumbarium zu stellen. Ein Kolumbarium ist eine Wand mit kleinen Fächern. An diesen sind der Name und Geburts- und Todesdaten der verstorbenen Person angebracht. Meist sind Kolumbarien in Friedhöfen oder Kirchen zu finden. Eine weitere Möglichkeit ist eine Urnenstele. Stelen sind Säulen, die vielseitig gestaltet werden können. Wer sich anonym bestatten lassen möchte, kann dies nur mit einer Feuerbestattung tun. Anonym heißt, dass der Ort der Grabstätte den Angehörigen nicht mitgeteilt und das Grab nicht gestaltet werden darf. Eine Urnenbestattung auf dem Friedhof kostet in der Summe zwischen 4.000 Euro und 10.000 Euro. 

Wald- und Seebestattung

Außerhalb des Friedhofs können Urnen auch in einer Wald- oder Seebestattung beigesetzt werden. Bei einer Seebestattung wird die wasserlösliche Urne in der Nord- oder Ostsee abgegeben. Auf dem Schiff kann eine Trauerfeier abgehalten werden. Eine Bestattung auf See kann zwischen 2.000 Euro und 7.000 Euro kosten oder sogar weniger. Bei einer Waldbestattung wird die Urne unter einem selbst gewählten Baum begraben. Die Kosten liegen auch hier zwischen 2.000 Euro und 7.000 Euro. Beide Bestattungsformen sind deutlich kostengünstiger als Bestattungen auf dem Friedhof, da die Friedhofsgebühren wegfallen. 

Muslimische Beerdigung

Muslimische Bestattungen können in Deutschland nur teilweise regeltreu stattfinden. Denn manche Bestattungstraditionen sind mit deutschen Vorschriften unvereinbar. Bei einer muslimischen Beerdigung wird der Körper der verstorbenen Person vorher gewaschen. Immer mehr Friedhöfe bieten dafür spezielle Waschräume auf dem Gelände an. Nach der Waschung wird der Körper in einem Leichentuch, genannt Kefen, gehüllt und in einem Sarg zur Grabstelle getragen. Heute gibt es auf einigen Friedhöfen einen gesonderten Bereich, wo muslimische Bestattungen stattfinden können. Denn wenn der Sarg zur Grabstelle getragen worden ist, wird die verstorbene Person aus dem Sarg gehoben und nur in den Kefen beerdigt. Dies ist nur möglich, wenn es die Friedhofssatzung erlaubt. Normalerweise besteht in Deutschland eine Sargpflicht. Die Beerdigung am Tag des Todes kann in Deutschland bisher nicht stattfinden, da eine Bestattung nach Vorschrift erst 48 Stunden nach dem Tod erlaubt ist. Die Kosten für eine solche Bestattung liegen wie andere Erdbestattungen zwischen 4.000 Euro und 10.000 Euro.

Körperspende

Die letzte legale Bestattungsart in Deutschland ist die Körperspende. Wenn man seinen Körper einem Forschungsinstitut übergibt, müssen die Angehörigen nur einen Bruchteil der Bestattungskosten übernehmen. In den letzten Jahren gab es jedoch so viele Körperspenden, dass manche Institute sich für die Annahme einer Körperspende bezahlen ließen. 

In Deutschland illegale Bestattungsarten

Außerhalb von Deutschland sind noch viele weitere Arten bekannt, legal seine letzte Ruhe zu finden. Dazu gehört unter anderem die Verstreuung der Asche auf einem Felsen oder einer Alm. Bei einer Diamantbestattung wird ein Teil der Asche in einen Diamanten verarbeitet. Eine Luftbestattung kann entweder so aussehen, dass die Asche der verstorbenen Person mit einem Flugzeug oder Heißluftballon verstreut wird oder der Körper auf einem Berg abgelegt wird und der Natur überlassen wird. Kryonik ist die Konservierung von Leichen. Menschen, die sich dafür entscheiden, hoffen, mit zukünftig besserer Medizin wieder belebt werden zu können. Die Reste einer eingeäscherten Person darf man in Deutschland nicht zu Hause aufbewahren.

Haushaltsauflösung

So geht es!

Ein Angehöriger oder eine Angehörige ist verstorben und die Bestattung wurde abgehalten. Die Erben des Verstorbenen müssen nun Entscheidungen über den verbliebenden Hausrat treffen: Behalten sie das Haus oder die Wohnung? Wie und von wem lassen sie es entrümpeln? So geht ein erfolgreiche Haushaltsauflösung.

Was passiert vor der Entrümpelung? 

Wenn jemand ein Haus oder eine Wohnung erbt, ist er oder sie der neue Eigentümer. Wenn die verstorbene Person eine Wohnung gemietet hat, werden die Erben automatisch zum neuen Mieter und können entscheiden, ob sie die Wohnung übernehmen oder kündigen wollen. Der Vermieter kann sich nur mit schwerwiegenden Gründen gegen den Besitzerwechsel wehren. Für Erben gibt es zudem ein Sonderkündigungsrecht: Im ersten Monat des Todes darf gekündigt und innerhalb der gesetzlichen Frist von drei Monaten das Wohnobjekt verlassen werden. 

Eine Haushaltsauflösung ist selbst bei kleinen Wohnungen anstrengend und zeitintensiv. Von großen Häusern oder den Wohnobjekten sammelfreudiger Menschen ganz zu Schweigen. Wer sich dafür entscheidet, sich dieser Herkulesaufgabe selbst anzunehmen, sollte ausreichend Zeit einplanen und bestmöglich Mitstreiter hinzuholen. Es muss einem bewusst sein, dass die größte Herausforderung einer Haushaltauflösung nicht im Reinigen oder Streichen der Wohnung besteht, sondern vor allen Dingen darin alle Gegenstände des Hausstands umzuziehen oder diese loszuwerden. Die drei besten Möglichkeiten dafür sind Wegwerfen, Verschenken und Verkaufen. Für eine effektive Herangehensweise sollten alle Gegenstände zunächst aufgelistet werden, um dann einzuschätzen, in welche der drei Kategorien die Objekte am besten passen.

Wegwerfen

Dinge, die nicht in den Haushaltsmüll entsorgt werden können, müssen in den Sperrmüll. In vielen Gemeinden ist eine einmalige Abholung des Mülls kostenlos. Andernorts stehen Sammelstellen zur Verfügung, an denen die Gegenstände ordnungsgemäß entsorgt werden können.

Verschenken

Neben privaten Schenkungen an Freunde und Freundinnen und Bekannten gibt es noch viele andere Optionen. Bücher können beispielsweise an Bibliotheken gespendet oder Kleidung zur Altkleidersammlung gegeben werden. Gut erhaltene Möbel, Küchengeräte etc. nehmen Einrichtungen wie die Caritas gerne entgegen. Bei Spenden gilt das gleiche Prinzip wie beim Verkaufen: nur funktionierende Geräte, saubere Kleidung und Co. können weiterverwendet werden. Löchrige Klamotten und beschädigte Möbel müssen in den Müll.

Verkaufen

Über Seiten wie Ebay oder Vinted können Dinge bequem verkauft werden. Oft werden sie sogar abgeholt. Der größte Aufwand besteht dann im Erstellen von Einträgen. Bilder und Beschreibungen sind für die meisten Käufer ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung. Bücher und CDs können über Plattformen wie momox oder rebuy für einen Festpreis sofort verkauft werden, denn es gibt keine privaten Interessenten wie auf anderen Verkaufsseiten. Der Versand ist ab einem Mindestwert von circa 10 Euro kostenlos. Schlussendlich besteht die klassische Variante des Flohmarkts. Für den Fall, dass Unsicherheit darüber besteht, ob ein Gegenstand wertvoll ist und der Aufwand eines Verkaufs sich lohnen würde, können Experten zum Wert Schätzungen abgeben. Antiquitätenhändler und Antiquariats sind für hochpreisige Gegenstände eine gute Anlaufstelle. 

Professionelle Hilfe

Wer es sich leisten kann und mag, kann der kleinteiligen Anstrengung durch ein professionelles Entrümplungsteam entgehen. Die professionelle Hilfe ist ein außerordentlicher Zeit- und Nervengewinn, denn die Unternehmen bewältigen eine Haushaltsauflösung in einem Bruchteil der Zeit, die eine Privatperson benötigen würde: Eine professionelle Haushaltsauflösung dauert für eine 3-Zimmer-Wohnung meist nur einen Arbeitstag. Die Kosten für die Entrümpelung betragen pro Zimmer und je nach Anbieter rund 500 Euro. Manche Anbieter kümmern sich auch um den Verkauf von wertvollen Gegenständen. Der Erlös wird anschließend mit den Kosten der Entrümpelung verrechnet. Wer sich für diese Variante entscheidet, sollte vorher trotzdem den Nachlass durchgehen. Sentimentale Gegenstände wie Fotos, Kleidung und Spielzeuge laufen sonst Gefahr für immer verloren zu gehen.  

Ich will mich nicht damit beschäftigen 

Wenn es ein Testament oder Erbvertrag gibt, wird ein Erbverfahren von einem Nachlassgericht eröffnet. Dieses benachrichtig die Erben. Falls es keine Erben gibt, wird ein Nachlassverwalter eingesetzt. Dieser muss den Nachlass aufnehmen, Schulden der verstorbenen Person aus dem Erbe begleichen und weitere Angehörige versuchen ausfindig zu machen. Erben können auch selbstständig einen Nachlassverwalter in Anspruch nehmen. Dies hat den großen Vorteil, dass die Schulden der verstorbenen Person nur mit dem Nachlass gedeckt werden und der Rest nicht von den erbenden Personen beglichen wird. Wenn die Höhe des Nachlasses und der Schulden der verstorbenen Person vor der Annahme des Erbes nicht eingeschätzt werden kann, ist dies ein wichtiger finanzieller Schutz. Wichtig zu merken: ein Nachlassverwalter ist kein Testamentsvollstrecker.

Ein Testament ist nicht alles

Das regelt der Bestattungsvorsorgevertrag

Ein Testament legt die Verteilung des Nachlasses fest. Obwohl man auch im Testament über seine Bestattungswünsche schreiben könnte, wäre es vergebene Mühe. Ein Testament wird durch die gesetzlich festgelegte Sperrfrist erst Wochen nach einer Bestattung geöffnet. Eine Bestattung wiederum muss zwischen dem zweiten und achten Tagen des Todes ausgeführt werden. Aus diesem Grund müssen die Vorstellungen über die eigene Bestattung in einem gesonderten Dokument festgehalten sein. Denn die Planung und Finanzierung des eigenen Ablebens sollte man nicht dem Zufall überlassen.

Es ist der letzte große Moment des eigenen Lebens – und man kann ihn beeinflussen. Es gibt zwei Möglichkeiten die eigene Bestattung im Vorhinein zu organisieren: entweder mit einer Bestattungsverfügung oder einem Bestattungsvorsorgevertrag. Der Unterschied zwischen den beiden Optionen besteht in der finanziellen Absicherung: Bei einer Bestattungsverfügung müssen die niedergeschriebenen Wünsche nur befolgt werden, wenn die Kosten aus dem Erbe beglichen werden können. Bei einem Bestattungsvorsorgevertrag gibt es diese Möglichkeit nicht. Der Vertrag zwischen einem Bestattungsinstitut und dir beinhaltet auch die notwendige Finanzierung. Mit einem Treuhandkonto oder einer Sterbeversicherung werden die erforderlichen Geldsummen schon vor dem Ableben bereitgelegt. Wichtig bei der Entscheidung zu überdenken ist folgendes: Das Geld einer Sterbeversicherung ist nicht zweckgebunden im Gegensatz zum Geld auf einem Treuhandkonto. Das heißt, das Geld kann von deinen Erben auch für andere Dinge verausgabt werden. Auf eine Bestattungsverfügung sollte trotzdem nicht verzichtet werden. Manche Dinge wie die Auswahl der Musik oder die Einladung von Gästen fällt nicht unter die Zuständigkeit eines Bestatters. 

Über den Tod sprechen

Tod und Trauer mit Freunden und Familie bewältigen

Es kommt normalerweise nicht naturgemäß vor, dass wir uns im Familien- und Freundesverband gerne mit dunklen Themen wie Tod und Trauer auseinandersetzen. Meistens bedarf es dazu einem Anlass. Wenn dann ein Todesfall oder eine Erkrankung im engsten Umfeld auftritt, dann sind viele Menschen überfordert und wissen nicht wohin mit ihren Ängsten und Sorgen. Innerhalb von Familien betrifft ein Todesfall immer alle und das auf ganz unterschiedlichen Weisen. Für den einen verstirbt der Vater, für den anderen der Sohn, für wieder andere der Ehepartner.

Jeder innerhalb der Familie ist vom Verlust betroffen, allerdings wird sich dieser im Alltag in ganz unterschiedlichen Bereichen zeigen.

Trauer ist Emotion

Wir neigen dazu Emotionen wie Liebe, Freude und Lust als positiv zu bewerten und Zorn, Wut und Trauer als eine unangenehme Erfahrung anzusehen. Beides gehört aber zusammen. Die hellen und auch die dunklen Dinge. Barbara Till von „The Funeralist“, einem Bestattungsunternehmen in Berlin, begleitet Familien vor, während und nach dem Versterben des Angehörigen. Sie kennt die Probleme in den Familien gut und stärkt Trauernde darin, auch für traurige Gedanken und negative Gefühlen dankbar zu sein und diese zu schätzen: „Nichts steht für sich allein. Kein Ich ohne Du. Kein Leben ohne Tod. Alles ist miteinander verbunden und einander ausgeliefert. Immer. So ist jede Handlung im Außen auch eine im Inneren. Jede Handlung an dem anderen eine Handlung an mir selbst. Jede Handlung im Kleinen auch eine im Großen – und umgekehrt. Das zu verstehen befreit zum Leben und navigiert uns zu den wirklich bedeutsamen Dingen.“ 

Trauer hat ihre Berechtigung. Sie ist die Antwort auf ein einschneidendes Erlebnis. Sie hilft uns dabei, mit einer neuen Lebensrealität umzugehen. Für viele Menschen ist die Bewältigung des Alltags eine der größten Herausforderung in Zeiten der Trauer. Alltägliche Dinge scheinen profan und unwichtig zu sein. Das fängt mit dem Gang zum Friseur an und geht über berufliche Dinge bis hin zum Erledigen von Pflichten im Haushalt. Alles scheint sinnlos geworden zu sein.

Mit Freunden und Familie über die eigene Trauer sprechen

Wichtig ist es, zunächst die eigene Trauer auch als Trauer zu erkennen. Oft bemerkt man erst nur einige Veränderungen im eigenen Empfinden und bringt diese vielleicht gar nicht mit dem Verlust zusammen. Vor allem wenn diese emotionalen Veränderungen zeitversetzt auftreten.

In der Familie gilt es, zunächst das gemeinsam Erlebte zu verarbeiten. Die Zeit des Sterbens oder auch der Schock, sofern es sich um einen plötzlichen Tod handelt, haben den Alltag und das Zusammenleben erschüttert und der Tod bzw. der Verstorbene stand und steht im Mittelpunkt aller Leben. Aber das Leben geht weiter. Die Kinder müssen weiter zur Schule, irgendwann beginnt auch wieder der berufliche Alltag und eine gewisse Normalität setzt ein. Trauer bahnt sich immer ihren Weg und kann in den verrücktesten Momenten auftreten. Diese ganz persönlichen Erfahrungen können verbinden. Auch gemeinsame Abschiedsrituale können dabei helfen über das Erlebte und über die eigene Traurigkeit ins Gespräch zu kommen.

Zeit und Raum auch für traurige Momente schaffen

Innerhalb der Familie müssen geschützte Räume geschaffen werden, in denen jeder seine eigene Trauer auch leben kann. In der Öffentlichkeit zu trauern, fällt vielen Menschen schwer. Vor anderen Menschen zu trauern ebenfalls. Gemeinsame Momente zu schaffen, in denen das ganz bewusst möglich ist und in der jeder seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann, sind wertvolle Momente in der Trauerarbeit.

Trauerkultur in der Familie aktiv gestalten

Um die Trauerphasen innerhalb der Familie aktiv zu verbinden, kann man kreativ werden. Symbole können dabei ein ganz wichtiger Faktor und eine große Hilfestellung sein.

Gertrud Ennulat, Pädagogin und Autorin sagt: „Trauerkultur in der Familie gibt Raum für Symbole wie beispielsweise den Engel, der Gegensätze überwindet. Engel sind Lichtwesen, die von der verwandelten Seinsweise des Verstorbenen künden, aber auch Boten, welche die transzendente Welt mit unserer Welt verbinden. Oft malen Kinder in Zeiten, wo sie eine Verlusterfahrung verarbeiten, einen Regenbogen. In alten Mythen stellt der Weg über die Regenbogenbrücke den Übergang ins Reich der Toten dar. Wenn nach einem Regenguss die Sonne wieder scheint, entsteht am Himmel ein Regenbogen, zart, berührend und bestaunenswert. Seine Farben faszinieren in ihrer Schönheit. Taucht er am Himmel auf, kann sich niemand seinem Anblick entziehen. Und das in Bildern von trauernden Kindern oft auftauchende Symbol des Schmetterlings verweist auf die Schönheit und Leichtigkeit der neuen Existenz des Toten. Die Art und Weise wie ein Schmetterling entsteht, nennen wir eine Metamorphose. Dieses Bild wird oft gebraucht, um seelische Entwicklungsprozesse auszudrücken, denn auch dort gibt es Phasen der Ruhe, welche dem Vorgang der Verpuppung gleichen. Oft suchen Raupen Schlupfwinkel aus, um geschützt zu sein, und während des Puppenstadiums, das nur scheinbar ein Ruhestadium ist, finden gravierende Schritte für die Metamorphose zum Falter statt. Das Ergebnis ist der Schmetterling, leicht und zart wie ein Hauch. Alle diese Bilder sind Versuche, das Geheimnis des Todes und der Verwandlung auszudrücken. Sie helfen dabei, den Tod ins Leben zu integrieren und bewahren zugleich sein Geheimnis; es bleibt in der Schwebe.“

Reden und Schweigen

Die persönliche Trauer ist individuell, so dass man einen Großteil davon mit sich selbst ausmachen muss und oft auch ausmachen möchte. So wertvoll lange Gespräche, das Erinnern und Mut machen auch sein mögen, manchmal hilft es, einfach nur zu schweigen und vor allem auch schweigen zu dürfen. Wenn ein trauernder Mensch sich zurückzieht, bedeutet das nicht, dass er seine Freunde und Familie nicht braucht oder sie nicht um sich haben möchte. Es ist ein ganz natürliches Verhalten, sich selbst Zeit und Raum zu nehmen, um trauern zu können. In diesen Fällen ist es wichtig, dass dem trauernden Verständnis signalisiert wird und er ohne jeglichen Druck in seinem eigenen Tempo trauern darf.

Eine Trauerphase innerhalb einer Familie zu bewältigen, ist keine leichte Aufgabe. Aber es ist eine Lebensphase, die mit allen anderen Phasen eines gemein hat. Auch sie geht vorbei.

Nur Mut!

Wie sage ich meinem Kind, dass Oma tot ist?

Der Tod ist in den letzten Jahrzehnten aus der Mitte der Gesellschaft verschwunden und findet auch in den Familien kaum noch statt. Kinder werden nur in den seltensten Fällen in den Sterbeprozess von Angehörigen mit eingebunden. Umso schwieriger ist es, wenn im Ernstfall die Worte fehlen, um Trost zu spenden und um den Tod erklären zu können.

In jeder Familie wird man irgendwann zwangsläufig mit dem Tod konfrontiert. Wenn also ein geliebter Mensch stirbt, stehen die Eltern vor der Herausforderung, ihren Kindern nachvollziehbar zu erklären, was passiert ist.

Sabine Kraft, Geschäftsführerin des Bundesverbands Kinderhospiz, kennt solche Situationen gut: „In unserer Arbeit begleiten wir schwerstkranke Kinder oftmals über Jahre hinweg und sind auch Ansprechpartner für Eltern und nicht zu vergessen für die Geschwister. Denn auch sie müssen lernen loszulassen. Ansonsten kann das Erlebte und der Verlust, den man erlitten hat, nur schwer verarbeitet werden. Wichtig dabei ist, auch in der Trauer das Kind Kind sein zu lassen und dennoch klar in der Kommunikation zu bleiben. Im optimalsten Fall bezieht man auch Kinder bereits in den Sterbeprozess mit ein. Aktiv Abschied zu nehmen, kann eine wunderbare Erfahrung und auch sehr heilsam sein.“

Prinzipiell können und sollen Kinder jeden Alters in die Abschieds- und Begräbnisfeierlichkeiten einbezogen werden. Kinder beherrschen und spüren mehrheitlich überaus exakt, ob sie den Verstorbenen abermals sehen und ob sie beim Begräbnis dabei sein möchten. Kinderwünsche sollten respektiert und ernst genommen werden. Nichtsdestotrotz muss man die Kinder gut vorbereiten, damit sie verstehen können, was passiert. Sei es die Situation im Krankenhaus, zu Hause oder auch in einem Hospiz. Für Kinder sind dies ganz neue Bilder, ganz neue Geschehnisse, die es einzuordnen gilt. Auch das Aufeinandertreffen mit dem Sterbenden sollte vorbereitet werden. So kann man mit den Kindern Zeichnungen für den Verstorbenen malen oder Blumen aussuchen, die als Geschenk mitgebracht werden. Wenn Kinder auch die Beerdigung begleiten, so ist es wichtig, ihnen eine Bezugsperson zur Seite zu stellen, die Halt und Erklärungen bieten kann. Im optimalsten Fall findet sich eine Person, die nicht zu sehr emotional belastet ist und deren eigene Trauer somit nicht im Vordergrund steht.

Kraft: „Gerade in emotionalen und schwierigen Momenten der Trauer ist es hilfreich, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und das Verhalten der Kinder nicht in richtig oder falsch zu bewerten. Das eine Kind mag gedrückt werden, ein anderes zieht sich zurück. Das ist ok. Wichtig ist zu signalisieren: ‚Ich bin für dich da. Auch ich bin traurig, das ist normal. Das teilen wir.’“

Noch schwieriger ist die Situation, wenn jemand ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wird und keine Möglichkeit zum Abschied nehmen bestand. Häufig stehen in einem solchen Fall auch die nahen Angehörigen so sehr unter Schock, dass die Auseinandersetzung mit den Kindern vielfach zu kurz kommt. Dann kann eine professionelle Familientrauerbegleitung helfen. Familien sind seelsorgerisch nicht mehr so vernetzt wie früher. Die Kernfamilie, die den Kindern am nächsten steht, sieht sich insbesondere in Zeiten der Trauer mit den emotionalen Problemen, die in den häufigsten Fällen auftreten, überfordert.  Der Blick von außen kann aber für viele Menschen ein ganz hilfreicher sein. Wenn jemand, der nicht emotional involviert ist, auch problematische Verhaltensweise der Kinder wahrnimmt, kann eine Ursache leichter ausgemacht werden. Trauer äußert sich in vielerlei Hinsicht. Um die Trauer verarbeiten zu können, muss man allerdings an deren Kern herankommen. Es gibt Trauercoaches, die auf die Begleitung von Familien und Kindern spezialisiert sind. Die Hilfe kann bereits im Vorfeld des Todes in Anspruch genommen werden. Insbesondere wenn ein Elternteil stirbt, fällt es dem überlebenden Elternteil oft schwer, den Kindern die Todesbotschaft zu übermitteln. Trauerbegleiter können bereits bei dieser schweren Aufgabe helfen und dieses so wichtige Gespräch vorbereiten und begleiten.

Hilfe zur Selbsthilfe ist ein weiterer wichtiger Punkt. Je besser der Überbringer der Nachricht mit dem Verlust umgeht, desto besser kann auch ein Kind eine solche Nachricht annehmen. Sobald man selbst eine Überforderung spürt, eine Ohnmacht oder die eigene Trauer einfach zu tief ist, um Kindern Beistand zu leisten, heißt es: Die eigene Trauer akzeptieren und nach Hilfe fragen. Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine existentielle Ausnahmesituation und es ist völlig okay, wenn man nicht so funktioniert, wie man es normalerweise gewohnt ist. Je mehr man auf sich selbst achtet, desto mehr kann man auch den Kindern bei ihrer Trauerbewältigung helfen.

Generell kann man sich an 6 wichtigen Punkten in der Trauerbegleitung von Kindern orientieren:

– Fragen bezüglich des Verstorbenes ehrlich und altersgemäß beantworten und die Kinder in ihren Nöten ernst nehmen.

– Kindern Möglichkeiten aufzeigen, das Andenken des Verstorbenen zu erhalten.

– Trauer, Wut und Zorn zulassen, darüber sprechen und die Kinder mit ihren Gefühlen begleiten.

– Einen Blick nach vorne, eine Perspektive schaffen. Trauer ist eine Phase.

– Glücklich sein zulassen, ohne Schuldgefühle haben zu müssen.

– Trauer braucht Raum und Zeit. Gespräche mit den Kindern sollten in einem geschützten Raum und ohne Zeitdruck stattfinden.

Wer seinen Kindern den Umgang mit dem Thema Tod und Trauer erleichtern möchte, beschäftigt sich schon frühzeitig und proaktiv mit diesen Themen und hilft den Kindern auch ohne akuten Todesfall, die Endlichkeit von Leben zu begreifen. Das kann anhand des Sterbens von Tieren geschehen, oder auch thematisiert werden, wenn ein Prominenter oder entfernter Bekannter stirbt.

Je mehr wir den Tod mit in den Alltag einbeziehen, desto natürlich gehen Kinder dann auch damit um, wenn ein Familienmitglied stirbt. Ein Kind zu schonen, bedeutet nicht, den Tod möglichst vor dem Kind geheim zu halten. Kinder müssen zu leben lernen und das mit allen Realitäten, die bestehen. Wer seinem Kind dabei helfen möchte, steht als Ansprechpartner bereit, hört zu und spricht auch vermeintlich schwierige Fragen an. Viele Kinder haben von Natur aus einen viel selbstverständlicheren Zugang zum Thema Tod und Sterben. Sie nehmen das Sterben ganz anders und sehr viel wohlwollender an als viele Erwachsene wahr. Ein solches Tabuthema gemeinsam zu besprechen, dem Kind zu zeigen, dass es alle Themenbereiche des Lebens ansprechen kann, das kann die vorhandene Beziehung zueinander stärken und das Vertrauen festigen. Nur Mut!

Trauer und Schuldgefühle 

Wann darf ich wieder glücklich sein?

Für manche Menschen ist es nicht nachvollziehbar, wenn eine Person in einer Trauerphase lacht oder wenn er glücklich zu sein scheint und dann doch kurze Zeit später wieder in tiefer Trauer versinkt.

Trauer wird all zu oft bewertet. Es werden Erwartungen an den Trauernden gestellt, es werden vor allem aus einer gewissen Unwissenheit und Unsicherheit heraus Vermutungen angestellt, wie eine adäquate Trauer auszusehen hat. Trauer ist jedoch so vielfältig wie die Menschen, die sie fühlen. In der Trauer gibt es kein Richtig und kein Falsch. Das als trauernder Mensch für sich selbst in Anspruch zu nehmen, fällt vielen Betroffenen oft schwer. Oftmals umtreiben den Trauernden Schuldgefühle.

Woher kommen Schuldgefühle?

Wir wünschen uns so sehr, dass es anders gekommen wäre. Wir wünschen uns, dass wir den Tod des geliebten Menschens hätten verhindern können. Wir glauben, dass wir nicht das Richtige getan oder nicht genug getan haben, um dem Verstorbenen zu helfen. Und weil uns der Verstorbene jene Last nicht mehr abnehmen kann, weil er nicht mehr unter uns ist, um uns zu trösten, zerfleischen wir uns am Ende darüber hinaus mit Vorwürfen.

Schuldgefühle sind normal

Schuldgefühle sind oftmals eine ganz normale Reaktion auf den erlittenen Verlust. Dem muss nicht einmal eine konkrete Sachlage zu Grunde liegen. Kein reales Geschehen muss stattgefunden haben, das Schuldgefühle rechtfertigen würde. Auch wenn ein Sterbeprozess ganz wundervoll verlaufen ist, man Abschied nehmen konnte und zwischenmenschlich keine offenen Wunden geblieben sind, so sind Schuldgefühle auch dann nicht selten. Die Schuld bezieht sich in den allermeisten Fällen darauf, dass man selbst weiterlebt. Dass man den Tod des anderen nicht hat verhindern können. Dass man wahrscheinlich eines Tages auch wieder Glück verspüren wird.

Was wir nicht kontrollieren können, macht uns Angst. Die Unausweichlichkeit des Todes ist schwer zu berücksichtigen. Es muss darum einen Grund haben, dass der geliebte Mensch umgekommen ist: Irgendetwas ist falsch gelaufen. Irgendjemand muss die Schuld daran tragen. In ihrem Schmerz und in ihrer Einsamkeit suchen Trauernde eben diese Schuld innerhalb von sich selbst. Natürlich haben wir wahrhaft nichts falsch gemacht. Es trifft uns pauschal keine Schuld. Aber die Suche nach einem „Warum“ oder nach einem der Schuld hat, hilft oftmals auch dabei, sich der eigenen Trauer nicht stellen zu müssen. Die Schuldfrage wird zu einer neuen Lebensaufgabe und tritt an die Stelle der nun nicht mehr notwendigen Pflege des Verstorbenen und an Stelle der Begleitung.

Wenn wir uns auf die Fehlersuche konzentrieren, lenkt uns das von unserem speziellen Schmerz und vom Grübeln ab – das macht die Trauer leichter erträglich. Durch den Wunsch, einen Schuldigen zu finden, wird unser Blick für die Realität trotz alledem unmittelbar getrübt und ist bei der eigenen Trauerbewältigung nicht hilfreich.

Mit Schuldgefühlen umgehen lernen

Der erste Schritt ist bereits getan, wenn man seine eigenen Schuldgefühle erkennt und sie benennt. Es muss die Frage gestellt werden: Warum fühle ich mich schuldig? Ein Gespräch mit Freunden und Familie über diese Gefühle kann helfen, diese einzuordnen. So werden sie zum Teil der Trauerbewältigung und nicht zur Strafe. Sie werden Wegweiser heraus aus der Trauer. 

Glücksmomente schaffen

Schuldgefühle kommen und gehen. Es müssen Momente geschaffen werden, in denen sie nicht dominieren. Die Erinnung an schöne gemeinsame Momente können dabei eine Stütze sein sowie gedankliche Zwiegespräche mit dem Verstorbenen, in denen man ihm oder ihr sagt, was noch zu sagen ist.

Die Angst wieder glücklich zu sein

Trauer kann heilsam sein. Trauer kann sinnstiftend sein. Denn so sehr wie man um den verstorbenen trauert, so sehr hat man ihn geliebt. Zumindest ist dieses Bild für viele Trauernden sehr gut nachzuvollziehen. Um so schwieriger wird es dann, wenn die Trauer nicht mehr allgegenwärtig ist. Denn für viele Menschen bedeutet das, dass der Verstorbene nun nicht mehr so geliebt wird, wie er es verdient hätte. Je glücklicher ich wieder werde, desto weniger liebe ich den Verstorbenen, desto mehr lasse ich ihn im Stich. Insbesondere wenn es sich um den Verlust eines Partners handelt, kann eine neue Liebe, kann der Beginn einer neuen Partnerschaft von Schuldgefühlen überschattet sein.

Loslassen und weiterleben

Trauer ist eine Lebensphase. Den Tod des Verstorbenen zu akzeptieren und gleichzeitig das eigene Leben neu zu gestalten, das ist eine Herausforderung. 5 Tipps wie wie wir Trauer annehmen und gleichzeitig loslassen:

  1. Trauer und Gemütszustand nicht bewerten. Phrasen wie: „Eigentlich sollte ich…“, „Ich müsste doch schon längst wieder…“ und „Ich kann doch jetzt nicht einfach…“ dürfen nicht Überhand nehmen. Die Trauerphase dient einzig und allein dem Trauenden. Sie ist dazu da, damit es uns wieder besser gehen kann. 
  2. Etwas Gutes in dem Tod des Verstorbenen finden. Ja, das darf man! Den Verlust in einen neuen Kontext zu setzen, gewährt neue Freiheiten. Diese Freiheiten, diese Möglichkeiten sind ein Geschenk, das jeder annehmen darf.
  3. Akzeptieren, was nicht zu ändern ist und all das aktiv gestalten, was wir gestalten können.
  4. Wiegt die Trauer zu schwer, kann Hilfe in Anspruch genommen werden. Es gibt tolle und moderne Trauerbegleiter, die Hinterbliebene professionell coachen und leiten können.
  5. Sich Zeit nehmen. Von vielen Trauernden wird erwartet, dass sie möglichst schnell wieder funktionieren und ihre Trauer auch möglichst schnell für sich behalten. Das ist falsch. Jeder darf seine Trauer zeigen, wann immer er oder sie es mag und auch darüber reden.

Wann darf ich wieder glücklich sein?

Den Zeitpunkt bestimmt jeder selbst. Trauer ist kein Gradmesser dafür, wie intensiv die Liebe zum Verstorbenen war. Alle trauern anders, ganz so wie wir auch anders leben und anders lieben.Der Zeitpunkt um eine neue Beziehung einzugehen, um zum ersten Mal wieder tanzen zu gehen oder einfach nur lauthals zu lachen, den müssen Trauernde ganz allein bestimmen. Das kann ein ganzes Trauerjahr dauern, es kann aber auch bereits bei der Beerdigung sein. Wieder glücklich zu sein bedeutet auch, in Dankbarkeit auf das gemeinsame Erleben zurückblicken zu können.

Suizid

Wenn das Leben unerträglich erscheint

Laut Weltgesundheitsorganisation nehmen sich jährlich weltweit über 700.000 Menschen das Leben. In Deutschland waren es im letzten Jahr 10.304 Personen – davon 73 Prozent Männer.

Auch wenn die Zahlen im europäischen Vergleich niedrig sind und sich die Summe der Suizide seit Beginn der Achtzigerjahre nahezu halbiert hat, ist in Deutschland immer noch jeder 100. Todesfall ein Suizid. Somit sterben in Deutschland mehr Menschen durch „vorsätzliche Selbstbeschädigung“ – so werden Suizide in der amtlichen Statistik genannt – als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und AIDS zusammen.

Gründe für Suizidgedanken und Anlaufstellen

Suizide kommen in allen sozialen Schichten und Berufsgruppen vor, ebenso vielfältig und individuell sind die Gründe dafür. Es gibt nicht die eine Ursache für Suizid. Zumeist ist es eine Kombination aus psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolaren Störungen oder Schizophrenie und anderen Faktoren, z.B. körperliche Erkrankungen, belastende Lebensereignisse und Lebenskrisen, Suchterkrankungen oder soziale Isolation.

Für suizidale Menschen mag die Situation, in der sie sich gerade befinden, aussichtslos erscheinen, aber Suizid ist keine Lösung. Es gibt Hilfe. Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) hat unter www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote eine Auflistung von Hilfsangeboten in Deutschland zusammengestellt. Eine erste Anlaufstelle ist auch die Telefonseelsorge unter 0800 /111 0 111 (Evang.) 0800/111 0 222 (Kath.) oder 116 123 ohne Vorwahl.

Suizidalität erkennen heißt Leben retten 

Es ist wichtig zu wissen, dass die meisten Menschen nicht sterben wollen. Sie wollen nur nicht so weiterleben, wie sie es gerade tun müssen. Menschen, denen es nicht gut geht und die Suizidgedanken entwickeln, senden fast immer Warnsignale aus. 

Die Berliner Fachstelle Suizidprävention setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für Suizidalität und deren Warnsignale in der Gesellschaft zu erhöhen. Je größer das Bewusstsein, desto leichter fällt es, das Thema anzusprechen. Informationen gibt es unter www.suizidpraevention-berlin.de/suizidalitaet-erkennen.

Trauerbewältigung von Angehörigen

Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass jeder Suizidtote 5 bis 7 Angehörige zurücklässt, für die der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid eine besonders belastende Erfahrung ist. 

Der Verlustschmerz für Angehörige ist oft überwältigend, zugleich sind die Gefühle oft sehr komplex. Zu Schuld- und Schamgefühlen, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein, gesellen sich häufig Verwirrung und auch Wut, gegen den Verstorbenen, gegen sich selbst und gegen andere, oft begleitet von dem Gefühl, nicht verstanden zu werden, isoliert zu sein. 

Psychotherapeut*innen oder spezialisierte Trauerbegleiter*innen können dabei helfen, die Trauer zu verarbeiten. Gespräche mit Freunden, Familie oder anderen vertrauten Personen, aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen können ebenso trösten. Der Verein AGUS – Angehörige um Suizid ist die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Trauernde, die einen nahe stehenden Menschen durch Suizid verloren haben. Dabei ist es unerheblich, wie lange der Suizid her ist. www.agus-selbsthilfe.de

Jede*r Betroffene trauert individuell und findet anders Trost. Deshalb ist es wichtig, der Trauer Raum zu geben, sie nicht zu verschweigen, sondern sie genau so zu leben, wie es sich stimmig anfühlt.

Ein neuer Umgang mit dem Tod

Der renommierte Trauerexperte Roland Kachler hat nach dem Unfalltod seines 16-jährigen Sohnes gemerkt, dass die traditionellen psychologischen Trauermodelle des „Loslassens“ nicht funktionieren. Er hat einen neuen Weg der Trauerbewältigung gesucht und gefunden. Kachlers Ansatz zielt nicht darauf ab „loszulassen“, vielmehr geht es darum, äußerlich die Abwesenheit des geliebten Menschen anzuerkennen und zu akzeptieren – und gleichzeitig eine neue Form der Verbindung zu ihm zu finden. So wird ein innerer Ort erschaffen, an dem der verstorbene Mensch sicher „verankert“ ist und in einer veränderten Weise weiterleben kann. Wenn wir erkennen, dass der geliebte Mensch durch unsere Liebe niemals wirklich verloren geht, kann die Trauer mit der Zeit verarbeitet und weitergelebt werden.

Roland Kachlers Buch „Meine Trauer wird dich finden“ ist im Verlag Herder erschienen. Das Buch enthält viele praktische Übungen, Hinweise und Tipps. 

Titelbild: Pexels/Chris F