Fürchte dich nicht

Die Ewigkeit ist eine Frage der Haltung

Vor kurzem wurde in Afrika die Begräbnisstätte eines steinzeitlichen Kindes entdeckt. Mit einem Alter von ca. 78.000 Jahren ist es die älteste Fundstätte dieser Art. Bemerkenswert ist, dass das Kind in der gebeugten Haltung eines Schlafenden bestattet wurde. Hatten selbst unsere frühesten menschlichen Vorfahren die Hoffnung, dass der Tod nur ein Schlaf ist und das Erwachen in anderer Dimension erhofft? Dabei müssen gerade unseren prähistorischen Vorfahren die sogenannten paläoanthropologischen Ängste besonders präsent gewesen sein. Die Urängste vor der dem Verhungern, die Angst bei Ausweglosigkeit oder vor der Isolation, sie alle münden in der eine große Vernichtungsangst vor dem Tod. 

„Fürchte dich nicht“, das sagt der Engel zur trauernden Maria am Grab Jesu und setzt damit die Verheißung der Auferstehung gegen die Endlichkeit des irdischen Dasein. Denn zu dem Schmerz, einen Menschen verloren zu haben, kommt auch die Angst vor der eigentlichen Endlichkeit als vermutlich größter Irritation der menschlichen Existenz. Im Fluss der täglichen Verpflichtungen wird dieses objektive Wissen um die Sterblichkeit oft verdrängt und manchmal überspielt durch die vielen Ablenkungen oder Freuden, die zu mindestens das Leben in einer Wohlstandsgesellschaft mit sich bringt.

Dass dieser Zustand nicht ewig währt, wird gerne aus dem Bewusstsein verbannt. Wie aber lässt sich dieser Sehnsuchtsort Ewigkeit, von dem fast alle Religionen handeln, definieren? Ewig, so kann man wohl behaupten, ist etwas ohne Anfang und ohne Ende. Ein ewiges Paradies war für hunderte von Jahren die Vorstellung des Lebens nach dem Tod. Gerade auch bei denen, die mühselig und beladen waren, was der Religion den Vorwurf des Opiums für das Volk eingetragen hat. Dieser Definition folgend ist aber auch der einzelne Augenblick von Ewigkeit, denn auch der Augenblick hat keinen Anfang und kein Ende. Könnte jeder Moment unseres Lebens also den Funken der Unsterblichkeit tragen? Wie müsste ein solcher Moment gestaltet werden, damit er dieses transzendente Erleben ermöglicht? Als Jesus gefragt wurde, welches das wichtigste Gebot ist, antwortete er: „Liebe deinen nächsten wie dich selbst.“ Kann es möglich sein, dass Selbstliebe uns dazu befähigen könnte, auch andere zu lieben? Aus dieser Haltung der Liebe zu mir selbst und zu meinem Nächsten, könnten wir dem Augenblick einen Wert verleihen, der sich in eine Kette unendlicher Momente der Zuwendung wandelt. Alles, was mit Bedacht und Liebe getan wird, statt flüchtig und unachtsam, erschafft einen Fluss endlosen Lebens.